Als Webseitenbetreiber ist es empfehlenswert die Backlinks im Auge zu behalten. Neben ihrem hohen Stellenwert als Rankingfaktor können sie nämlich von Mitbewerbern für negatives SEO genutzt werden. Beispielsweise dann, wenn Backlinks von Websites generiert werden, die in keinem Zusammenhang zu Ihnen stehen oder deren Ursprung sogar mit Viren oder Ähnlichem assoziiert wird. Daher war es bisher ratsam Links von dubiosen Seiten in der Search Console für ungültig zu erklären, um nicht mit Linkkauf oder negativem SEO in Verbindung gebracht zu werden.
Das hat sich nun jedoch geändert. Anfang der Woche hat ein User auf Twitter eine Frage an John Mueller von Google gestellt, wie er damit umgehen soll, dass seine Website Ziel eines Backlink-Angriffs ist. Innerhalb eines Monats sei die Anzahl der verweisenden Domains von 2.000 auf ganze 12.000 gestiegen. Die Sorge des Nutzers in Anbetracht des enormen Wachstums ist selbstverständlich nachvollziehbar.
Die Lösung laut Mueller ist jedoch denkbar einfach: ignorieren Sie es einfach. Seiner Aussage nach sei dieser Angriff Zeitverschwendung und das System von Google wäre sehr versiert im Umgang mit solchen Backlinks.
Sollten Sie sich jemals in einer solchen Situation wiederfinden, empfiehlt es sich daher, auf das System zu vertrauen, statt unzählige Stunden damit zu verbringen diese Links für ungültig zu erklären. In diesem Zusammenhang hat Google ein 30-seitiges Whitepaper veröffentlicht, indem genauer darauf eingegangen wird, wie genau Systeme von Google diese Angriffe erkennt.
Hey Michael,
ich finde es nachvollziehbar, dass Google erkennt wenn jemand “backlink bombed” wird, da sich ja die Masse der Links deutlich erhöht.
Aber was ist, wenn jemand klug genug ist, auf Dauer viele schädliche Links aufzubauen, denkst du Google erkennt das auch?
Viele Grüße,
Hajo
Hallo Hajo,
auch dann sollte Google keine Probleme bei der Erkennung haben. Der entscheidende Messwert bei Google ist ja nicht die Zeitspanne, sondern die Zuordnung der Ausgangsseite. Auch bei einem Aufbau über einen längeren Zeitraum kann Google feststellen, ob die Ausgangsseite seriös ist oder nicht (oder darüber hinaus einen thematisch ähnlichen Kontext zur Zielseite darstellt).
Viele Grüße,
Michael
Leider habe ich bei diesem Thema eine gänzlich andere Erfahrung gemacht: In der Search Konsole werden mittlerweile 6.995 Backlinks angezeigt. Diese stammen zu 99, 5% von gespiegelten Pornoseiten (.mobi, .agency, .xyz .buzz und so weiter und so schlecht).
Beim Hauptbegriff ist die Website von Seite 1 auf Seite 7 abgerutscht. Zudem wurde bei den Serps “diese Seite übersetzen” angezeigt. Dies geschieht nur, wenn viele internationale Links auf die Website zeigen. Dies Anzeige habe ich mit einem Meta-Befehl unterdrückt.
Mittlerweile habe ich kumulativ über 1.500 Domains entwertet sowie 60 TLD´s. Das Dumme ist nur, dass in der Search Konsole nur die ersten 1.000 Top-Domains angezeigt werden (unter Top-Domain wird eine Domain verstanden, die die meisten Links auf die Site setzt). Wenn es jetzt mittlerweile 10.000 Domains sind, bekomme ich das nicht mit.
Außerdem habe ich jetzt kaum Zugriff auf meine 150 “guten Links”, weil diese von den Pornolinks überlagert werden.
Wenn dann die Aussage von Herrn Mueller stimmen würde, frage ich mich
1. Warum werden diese üblen Links überhaupt in der Search Konsole angezeigt?
2. Warum erscheint dann überhaupt erst “diese Seite übersetzen” in den Suchergebnissen?
3 Warum ist die betroffene Seite so eklatant abgerutscht?
4. Warum gewährt mir die Search Konsole nun keinen kompletten Zugriff mehr auf meine konventionellen Links?
Vielleicht gibt es hierauf eine Antwort, die ich bislang noch nicht gefunden habe?
Beste Grüße
Volker
Hallo Volker,
danke für deine Nachricht! Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, hier allgemeingültige Aussagen zu treffen. Insbesondere muss man sich hier die Frage stellen: Wurde in der Vergangenheit ein Eintrag bei einem Linknetzwerk (Findlinks.de) vorgenommen? Soweit ich das beurteilen kann, stammen fast alle dieser unseriösen Links von einer einzigen Domain. In diesem Fall empfiehlt es sich, zuerst den Domainbetreiber anzuschreiben und diesen zu bitten, die Links zu entfernen. Falls dieser Versuch nicht fruchtet, alle unseriösen Links sammeln und im Disavow-Tool von Google entwerten. Mit SEO-Tools wie SEMRush (oder der Hilfe einer SEO-Agentur 😉 ) geht das recht schnell. Die Tools ermöglichen zudem einen guten Überblick über neu hinzugekommene Backlinks.
Die Problematik des Rankingverlusts einer bestimmten Seite ist von Fall zu Fall zu untersuchen. Dass das Abrutschen mit den zahlreichen Backlinks zusammenhängt, wage ich zu bezweifeln. Tendenziell müsste Google in der Lage sein, eine derart hohe Zahl an dubiosen Links richtig einordnen zu können. Aber in deinem Fall ist die oben beschriebene Lösung die sicherere Variante, die, soweit ich das überblicken kann, auch schon größtenteils umgesetzt wurde.
Viele Grüße
Julian
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Julian!
Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, komplette TLD´s zu löschen (knappe 60), was laut Herrn Mueller auch möglich ist. Beispiel: Domain:asia
Dazu habe ich bestimmt TLD´s, die auch gute Links beinhalten, beibehalten. Hier werden dann die einzelnen schädlichen Domains entwertet. Das Ganze läuft quasi vollautomatisch, weil ich mir dafür ein Tool über Access geschrieben habe – so wird jeden Freitag innerhalb von 5 Minuten reiner Tisch gemacht und Google erhält ein neues Textfile.
Was mich nur wundert: Kein anderes Backlinktool zeigt mir die schädlichen Links an, auch nicht das Webmastertool von Bing!?
Was findelinks.de angeht, sehe ich keinen Zusammenhang. Der Eintrag hier erfolgte erst ca. einen Monat nachdem die Links bereits aufgetaucht waren.
Der Istzustand momentan: Über 8.800 Backlinks und ein klitzekleiner Lichtblick: von Seite 7 auf Seite 5 mit dem Hauptbegriff.
Alles sehr mysteriös – weil ausschließlich die Search Console diese Links anzeigt.
Beste Grüße
Volker
Hallo Volker,
danke für deine Antwort! Tatsächlich kann ich zur Auswertung ALLER Backlinks nur SEMRush oder Majestic empfehlen. Bei einem Check deiner Domain in dem letztgenannten Tool sind mir beispielsweise noch immer bestehende Backlinks der mittlerweile leider bekannten website-list-de-52 aufgefallen. Wie Herr Müller in diesem Artikel schrieb: Es gibt hier verschiedene Ansätze. Vermutlich ist Google in der Lage, eine Vielzahl an plötzlich reinkommenden dubiosen Backlinks zu ignorieren. Inwiefern das aber tatsächlich der Fall ist, ist schwer abzuschätzen. Vermutlich war es in deinem Fall schon richtig und wichtig, diese Backlinks auszuschließen. Auch ich handhabe es im Hinblick auf eine saubere Backlink-Hygiene so.
Viele Grüße
Julian