Die “Bounce Rate” ist eine wichtige Metrik in der Webanalytik, die angibt, wie viele Besucher eine Website nach dem Betrachten einer einzelnen Seite verlassen. Ihre Interpretation und Optimierung sind entscheidend für eine verbesserte Benutzererfahrung und höhere Conversion-Raten – erfahren Sie die Gründe für eine hohe Bounce Rate und wie sie effektiv reduziert werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet die Bounce Rate/Absprungrate für meine Website?
Die Bounce Rate (Absprungrate) wird genutzt, um einen Webseitenaufruf durch einen User zu beschreiben, bei dem keine (definierte) Interaktion erfolgt ist. Statt auf der Seite zu verweilen, verlässt der User die Website wieder, um
- zu den Suchergebnissen zurückzukehren.
- den Browser zu schließen.
- eine neue URL in der Adressleiste einzugeben.
- inaktiv zu bleiben und die Sitzung abbrechen.
- die gesamte Seite ohne messbare Interaktionen auszulösen zu lesen und sie anschließend zu verlassen.
Das kann den Eindruck erwecken, dass der User nicht gefunden hat, was er ursprünglich gesucht hat. Eine hohe Bounce Rate wird von Google deshalb tendenziell als negatives Signal interpretiert.
Wünschenswerte Interaktionen im Sinne der Absprungrate sind u. a.
- Downloads,
- Eingaben in Formularfelder,
- Klicks auf interne Verlinkungen,
- Klicks auf weitere Elemente wie Bilder, Videos etc.
Diese Aktivitäten erhöhen die Click-Through-Rate und die Sitzungsdauer. Beides kann, zusammen mit einer niedrigeren Absprungrate, für einen qualitativ hochwertigen Content sprechen.
Für eine umfassende Einordnung ist neben der Absprungrate auch die Gesamtbetrachtung wichtig. Die Intention der Website oder das Design wirken sich ebenfalls darauf aus, ob User die Seite ohne weitere Klicks verlassen oder mehrere messbare Interaktionen ausführen.
So wird die Bounce Rate gemessen
Die Absprungrate wird ermittelt, indem die Anzahl aller Seitenabsprünge durch die Anzahl aller Seitenaufrufe geteilt wird. Der Absprung wird in der Regel als Metrik in Google Analytics oder ähnlichen Analysetools als Teil des Berichts angegeben.
Zwischen 20 uns 40 Prozent Absprungrate gelten in der Regel als normal. Abhängig von der Branche und der Intention der Website werden die errechneten Werte aber unterschiedlich bewertet.
Beispiel: Gesucht wird ein ganz bestimmtes Rezept. Dafür wird die Suchmaschine geöffnet, der Rezeptname als Keyword eingegeben und die anschließenden SERPs auf vielversprechende Treffer gescreent.
Die erste Seite mit dem richtigen Rezepttitel öffnet sich, das Rezept wird überflogen, eventuell direkt mit geöffnetem Browserfenster verwendet, gedruckt oder abgespeichert.
Exakt messen lassen sich nur die beiden letzten Interaktionen. Die erste dagegen führt in der Regel dazu, dass Google Analytics einen Sessionabbruch verzeichnet. Surft der User danach zurück zur Suchmaschine oder schließt den Browser, wird ebenfalls keine Interaktion auf der Website erfasst.
Eine hohe Absprungrate ist hier nicht zwangsläufig ein Anzeichen für mangelnde Contentqualität, sondern entspricht der Suchintention des Users nach einem spezifischen Rezept, das er gefunden und genutzt hat.
Gründe für eine hohe Bounce Rate
Unbefriedigter Clickbait
Anders sieht es aus, wenn Titel und Meta-Description in den SERPs inhaltlich etwas versprechen, dass die dann geöffnete Unterseite in keiner Weise erfüllt.
Beispiel: Im Teaser der Suchergebnisse werden drei Tipps zur Senkung der Bounce Rate versprochen. Der Content enthält am Ende aber nur allgemeine Informationen zur Bounce Rate, keinerlei Tipps zur Senkung. Das prominent eingeblendete Newsletterformular wird in diesem Fall wohl nicht ausgefüllt und es wird auch kaum die interne Suche der Website bemüht. Stattdessen kehrt der User zur Suchmaschine zurück und versucht sein Glück beim nächsten auf der Liste.
Wichtig: Clickbait kann dazu führen, dass User eine Website grundsätzlich nicht mehr aufsuchen. Der Traffic sinkt und Google wird unter Umständen das Ranking entsprechend anpassen, wenn zu viele Besucher den Absprung wählen.
Schlechter Content
Der Teaser war vielversprechend, der Inhalt der Seite ist leider enttäuschend: Schlecht recherchierte Textwüsten, Übersetzung- oder Grammatikfehler sowie offensichtliche veraltete Informationen sorgen für hohe Bounce Raten und enttäusche Website User. Wir erinnern uns an die mit Keywords gespickten SEO-Texte aus der Anfangszeit der Suchmaschinenoptimierung: Hier fehlte der Mehrwert oft völlig, während die Seite durch die Keyword-Platzierungen relativ gut rankte. Inzwischen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass solche Unterseiten zum sofortigen Absprung führen.
Werbung und Pop-ups
Das gesetzlich vorgeschriebene Cookie-Banner, dazu der Newsletter Pop-Up und das Chatfenster für Support wirken in Summe bei gleichzeitiger oder dicht aufeinanderfolgender Taktung abschreckend. Wer zu viele Klicks für diese extra Einblendungen verwenden muss, verlässt die Website ganz schnell wieder, ohne dem eigentlichen Inhalt viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Technisch fehlerhafte Websites
Manchmal ist die Technik Schuld und die Seite öffnet sich nur teilweise, Bilder werden gar nicht oder unproportional groß/klein dargestellt, der Text ist winzig und die Navigation durch überlappende Elemente nicht erreichbar. Dann ist der Absprung absehbar, denn das nächste Contentangebot wartet schon.
Die Anzahl nicht responsiver Websites hat mit den letzten Jahren deutlich abgenommen dank Googles Mobile-First-Roll-outs. Trotzdem kommt es noch zu Darstellungsproblemen auf mobilen Endgeräten. Sprich: Die Seite lässt sich nicht korrekt öffnen oder wird als winziges Abbild der Desktopvariante ausgegeben. Beides führt zu Absprüngen ohne weitere Interaktion.
Zu lange Ladezeit
Kaum ein User wartet mehr als zwei (2) Sekunden auf das Laden einer Seite. Alles, was deutlich darüber hinaus geht, führt mit hoher Chance zum Verlassen der noch nicht geladenen Website. Der Anreiz, es bei nächster Gelegenheit nochmals mit der Website zu probieren, sinkt bei jedem Zusammentreffen mit der langen Ladezeit.
Wie verbessere ich die Bounce Rate?
Wichtig ist zunächst, dass Sie Ihre Seite im Ist-Zustand analysieren. Nur dann lassen sich anhand der individuellen Situation Maßnahmen ergreifen, um eine hohe Bounce Rate zu vermeiden – oder, wenn sie bereits erhöht ist, wieder zu senken.
Guter Content braucht Struktur
Am Ende entscheidet der Inhalt, wie lange sich User auf einer Webseite aufhalten und ob sie weitere Aktionen durchführen. Je mehr Blog-Beiträge oder anderer nützlicher Content auf Ihrer Website zu finden ist, desto höher sind Ihre Chancen, die einzelnen Nutzer anzusprechen.
Laut einer Studie von HubSpot generieren Unternehmen, die mehr als 16 Blog-Beiträge im Monat publizieren, die 4,5-fache Menge an Leads im Vergleich zur Konkurrenz, die nur 4 Beiträge monatlich veröffentlicht.
Dabei zählt jedoch immer: Klasse statt Masse, Qualität geht vor Quantität. Wir sprechen hier von hochwertigen Inhalten, die Ihren Besuchern einen eindeutigen Mehrwert liefern. Oberflächlicher Content (Thin Content) ist schnell identifiziert und hält die User nicht auf Ihrer Website.
Um Besucher längerfristig zu binden und die Bounce Rate zu senken, ist die interne Verlinkungsstruktur entscheidend. Aus drei konkreten Gründen:
- Weiterführende informative Inhalte halten den Besucher länger auf Ihrer Website.
- Die Relevanz einzelner Seiten mit internen Links wird erhöht.
- Das Crawl-Budget des Google Bots für Ihre Website wird optimal genutzt.
Im Rahmen von Content Pillows schaffen Sie mit gut verlinkten Seiten einen relevanten Mehrwert für User, die intensiv in ein bestimmtes Thema einsteigen wollen. Das funktioniert am besten für Websites mit einem hohen Informationsgehalt, die keine konkreten Produkte verkaufen.
Für Shops und Dienstleister haben sich FAQ-Seiten bewährt, die jeweils aus den Produktbeschreibungen heraus verlinkt werden können.
Als absolute Basicline für jede Art von Content gilt aber immer:
- Verwenden Sie Absätze, Überschriften und Listen zur Gliederung der Texte.
- Nutzen Sie zusätzlich Grafiken, Bilder oder Videos.
- Bieten Sie Elemente wie FAQ oder Infoboxen für tiefergehende Inhalte an, die der User bei Bedarf anklicken kann.
- Schaffen Sie mit Hervorhebungen in Fett und sichtbaren Verlinkungen (Unterstrich, farbig) eine bessere Orientierung innerhalb der Absätze.
Design
Blinkende Farbwechsel oder eine Schrift direkt aus den 90er-Jahren kann für einen schnellen Absprung sorgen. Gleiches gilt für offensichtlich seit Jahrzehnten nicht aktualisierte Templates oder mit Werbung gespickte Seiten, deren Inhalte zwischen den diversen Adbannern nicht erkennbar sind.
Ein klares und strukturiertes Design bietet dem User Orientierung beim ersten oberflächlichen Scannen der Inhalte. Passt der erste Eindruck, lässt sich der Besucher mehr Zeit. Barrierefrei gestaltete Elemente wie Buttons und Formulare vereinfachen die weiteren Interaktionen genauso, wie verlinkte weitere Inhalte.
Wir empfehlen den Artikel über UX Design Tipps auf Webseiten von Sitefactor für ein nachhaltigeres Nutzererfahrung.
Ehrliche Meta-Description
Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können. Meta-Descriptions dienen zur ersten Einschätzung, ob der Inhalt den Suchintentionen entspricht. Bleiben Sie deshalb wahrheitsgetreu in der Beschreibung und listen Sie mögliche Boni wie Tipps und aktualisierte Informationen nur dann auf, wenn der User diese auch auf der Seite wiederfinden wird.
Technisch einwandfrei
Im Grunde ganz einfach: Gestalten Sie Ihre Website so, dass sie fehlerfrei funktioniert. Eine hohe Bounce Rate insbesondere auf mobilen Geräten ist oft ein guter Indikator dafür, dass die Website nicht responsive ist und dringend optimiert werden sollte.
Sind Pop-ups im Einsatz, kontrollieren Sie, wann und wie diese bei kleineren Bildschirmen den Inhalt überlagern. Eine optimierte User Experience reduziert die Bounce Rate erstaunlich schnell, sofern auch der eigentliche Inhalt professionell erstellt ist.
Ladezeiten optimieren
Um die Ladezeiten zu optimieren, sind in der Regel mehrere technische Schritte nötig:
- geeignete Server für den erwarteten Traffic auswählen,
- für WordPress und Co. Plugins auf lange Ladezeiten prüfen und ggfs. ersetzen,
- CSS-Dateien nachgelagert laden lassen,
- Größe von Bild- und Videodateien reduzieren.
Server mit ausreichend Kapazitäten sind ein guter Anfang, um Useranfragen schnell zu bearbeiten. Unterschätzen Sie dabei die technische Optimierung der Website nicht, die meist viel Potenzial für wesentlich kürzere Ladezeiten und damit geringere Bounce Raten aufweist.
Caching-Plugins sind ein guter Einstieg, um umfangreiche CSS-Codepakete später laden zu lassen. Sie bieten meist auch Optionen an, um Bildgrößen zu optimieren.
Veraltete, ungenutzte Plugin sollten aus Sicherheitsgründen immer deinstalliert werden. Bei der Ladezeitenoptimierung werden aber alle Plugins unter die Lupe genommen, um ihre Auswirkungen auf den Ladeprozess abzuschätzen.
Wichtig: Woocommerce erhöht zwar im Schnitt die Ladezeit, lässt sich aber selten durch schlankere Versionen austauschen. Pagebuilder dagegen sind inzwischen durch hauseigene Block-Vorlagen und geringen Codeanpassungen ersetzen.
Keine Scheu vor A/B-Tests
Patentrezepte existieren in der Suchmaschinenoptimierung nicht. Deshalb ist es vorteilhaft, sogenannte Split-Tests durchzuführen, um zu erkennen, was bei Ihren Besuchern besser ankommt. Das bedeutet anfangs etwas Arbeit – zahlt sich jedoch definitiv aus! A/B-Tests sind perfekt, wenn Sie bereits die anderen genannten Maßnahmen für eine grundsätzlich niedrigere Absprungrate optimiert haben und sich nun im Detail mit minimalen Anpassungen beschäftigen können.
Oft genügt es schon, kleine Veränderungen vorzunehmen, um Ihre Bounce Rate zu reduzieren. Zum Beispiel die Button-Farbe zu ändern, den CTA umzuformulieren, eine andere Schriftart einzusetzen oder sorgfältig ausgewählte Pop-ups auf verschiedenen Seiten zu platzieren.
Exit-Intent-Pop-ups für Interaktionen
Ein Großteil der Besucher, die Ihre Website verlassen, kehren nicht zurück. Daher hilft es, diese User noch einmal gezielt anzusprechen, bevor sie von der Seite endgültig abspringen. Und zwar mit einem Exit-Intent-Pop-up.
Diese Art von Pop-ups ermittelt anhand der Cursor-Bewegung, wann und ob ein User Ihre Seite verlassen möchte. Bevor das passiert, ploppt dann das Pop-up auf und bietet dem Besucher einen relevanten Mehrwert. Dieser kann aus Rabatten auf die erste Bestellung, einem Freebie oder kostenlosen Tipps per Newsletter bestehen.
In jedem Fall müssen Sie den User kurz und knapp davon überzeugen, warum er auf Ihrer Seite bleiben sollte.
Ist die Bounce Rate/Absprungrate ein Ranking Faktor in Google?
Die Absprungrate ist kein Ranking Faktor, so stellt es Google mehrfach öffentlich klar.
Allerdings ist bekannt, dass die User Experience sehr wohl mit in das Ranking einer Website mit einfließt. Eine leicht nutzbare Website mit relevantem Content, die zur Suchanfrage passt, wird also generell besser ranken als eine Website mit schlechter Nutzererfahrung. Die Bounce Rate wird also durchaus eine Rolle spielen, um hilfreiche Websites von weniger hilfreichen zu trennen.
Fazit
Die Bounce Rate ist im Rahmen der Suchmaschinenoptimierung ein Kennwert, um die Relevanz und das Design Ihrer Website genauer zu betrachten. Zu hohe Bounce Raten über 40 Prozent zeigen in der Regel Probleme auf, die dringend behoben werden sollten.
Wir beraten Sie gern ausführlich dazu, welche Maßnahmen für Ihre Website in Frage kommen. Sprechen Sie uns dazu einfach an.
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Lieber Toni,
danke für die ausführliche Erklärung von der Vermeidung einer hohen Bounce-Rate. Du erläuterst den Begriff als Einstieg, was sehr hilfreich ist. Ein durchweg klasse Artikel! 🙂
Liebe Grüße
Luay G.